Portopiccolo – wir entdecken die Schönheiten an der Küste Friaul-Julisch Venetiens
Mai 2025
Viel weiß ich nicht über Portopiccolo. Wir haben diese Destination gewählt, weil Ewald den Namen witzig fand und er sich den leicht merken konnte. Als wir dann mehr Informationen über diesen Ort gesammelt hatten, haben wir beschlossen, dass sich Portopiccolo für ein paar Tage Erholung, in einem Jahr eines besonderen Geburtstages, ganz gut eignet.
Was wissen wir wirklich über den vermeintlichen Geheimtipp an der italienischen Riviera? In kaum einem Reiseführer findet er Erwähnung und ich muss mich auf das verlassen, was wir im Internet finden können.
Grundsätzlich bin ich auch im Urlaub gerne sehr aktiv, bin kein Freund vom „Nur-Rumliegen“ und mich bedienen lassen, aber für ein paar Tage wird es auszuhalten sein und wie gesagt, vorm besonderen Geburtstag darf es ein bisschen luxuriöser sein und ein bisschen mehr Erholung. Wenn es mir wirklich zu langweilig wird, kann ich im Nu im ca. 20 km entfernten Triest sein und dort habe ich schon viel mehr und ganz andere Möglichkeiten.
Portopiccolo in Sistiana bei Triest, errichtet als Luxusdorf für Betuchte, inkl. einer Marina mit über 120 Liegeplätzen für Boote und Yachten, fertiggestellt nach höchsten Baustandards im Sommer 2015, verspricht Anlegern und Urlaubern ein mediterranes Märchen und fantastischen Renditen. Die Betreiber der Hotelanlage schlittern damit allerdings direkt in eine Pleite und müssen das Resort auf richterliche Anordnung 2023 verlassen. Offene Forderungen in Millionenhöhe müssen beglichen werden.
Die internationale Kette Minor Hotels springt ein, übernimmt das Resort und bietet den Gästen das ganze Jahr über Meer und Ruhe in einer eleganten und autofreien Umgebung, einer natürlichen Landschaft, die mit nachhaltiger Architektur verschmilzt.
Ein ansprechendes Angebot.
Wir freuen uns auf wunderbare italienische Küche, direkten Meerzugang und Sonnenuntergänge über dem Meer.
Unserer Vorbereitungen für den Urlaub in der Region Friaul-Julisch Venetien, einem Gebiet, das auch reich an Geschichte ist, haben begonnen.
Ich habe bereits einen „Donut“-Schwimmring zum Seele baumeln lassen am Meer gekauft und, weil wir die langen Zugfahren aufgrund der Bewegungsmöglichkeiten während der Fahrt schätzen, auch schon Zugtickets gelöst und Sitzplätze reserviert. Bald geht’s los. Sei gerne wieder dabei.
Der Countdown läuft, die Vorbereitungen haben begonnen. Mein Wasser-Donut macht mir Sorgen, er lässt sich ohne Hilfsmittel gar nicht aufblasen und da muss ich mir noch etwas einfallen lassen, die schon in die Jahre gekommene Sonnenmilch haben wir durch einen neuen Sonnenschutz ersetzt. Ja, es geht schon in die Details. Wir beobachten die Wetter-Apps, vielleicht fahren wir schon ein paar Tage früher, je nach Wetter denken wir an Kärnten, oder sollen wir gleich bis Triest fahren? Überlegungen gibt es viele, manche Orte bzw. Hotels sind schon ausgebucht. Hm? Schauen wir mal was, sich ergibt.
Hurra, Wasserspaß ist gesichert. Endlich ist Luft im Donut und das war gar nicht so einfach. Zum Glück gibts liebe Kolleginnen mit guten Tipps. Danke Maria.
Auch die Entscheidung für die Tage vorher ist getroffen. Triest ist einen längeren Besuch wert und das bietet sich jetzt an. Also ab nach Triest. Linz - Leoben - Udine - Triest. Die Vorfreude steigt.
Es war gar nicht leicht, ein Hotel mit Außenpool in einer Stadt am Meer zu finden, aber auch da haben wir nicht aufgegeben und ein Zimmer in einer alten Villa gebucht, mit schönen alten Bäumen rund um einen kleinen Pool. Fast romantisch. Das passt normalerweise gar nicht zu mir.
Entwedert der Vollmond oder die Bilder und Nachrichten vom dramatischen Amoklauf in Graz oder beides haben mir den Schlaf geraubt und ich war wach, noch bevor der Wecker geläutet hat. Egal! Ich kann langsam in den Tag starten. Frühstücken wollen wir im Zug, also nur Morgentoilette, anziehen und fertig. Soll ich den fast fertigen Pullover mitnehmen und die letzten Reihen auf der Fahrt stricken und zusammennähen? Nein, bei den prognostizierten Temperaturen brauche ich keinen Pulli.
Meine Kleidung hängt bereits vorbereitet am Kleiderständer, grüne Leinenhose, schwarzes T-Shirt, weiße Jeansjacke. Irgendwie passt das heute nicht und ich suche in Ruhe eine Alternative, in der ich
mich wohlfühlen werde. Noch die Zahnbürste in den Koffer und ich bin fertig. Ui, der Koffer ist wieder sehr schwer geworden, auch viele leichte Dinge summieren sich.
Mittlerweile ist auch Ewald aufgestanden und flitzt herum. Mir fällt auf, dass der Geschirrspüler noch auszuräumen ist, geht mich aber nichts an. Ich gehöre zu den Frauen, für die dieses Gerät tabu
ist, angeblich habe ich kein oder zumindest das falsche System bei der Befüllung. Auch recht. Mein Mann ist heute auch für die Jause zuständig und hat bereits Platz dafür in seinem Rucksack gemacht.
Ich denke, wir haben alles erledigt, Jalousien bleiben unten, Müll ist entsorgt. Es kann losgehen.
Das für 05:15 Uhr bestellte Taxi steht schon vor dem Haus, ein unfreundlicher Fahrer verstaut unsere Koffer im Wagen und wir starten wortlos Richtung Bahnhof.
„Jetzt weiß ich, was ich vergessen habe, höre ich eine Stimme vom Beifahrersitz, „ist aber egal.“ Interessant! Na gut, haben wir halt nur Brot und Wasser, der Schinken braucht keinen Urlaub und
ist im Kühlschrank geblieben, zumindest korrekt verpackt und haltbar bis zu unserer Rückkehr.
Ich staune über die Unterschiedlichkeit der Routen, die die einzelnen Taxifahrer zum Bahnhof finden. Unser heutiger Morgenmuffel scheint einen riesigen Umweg zu machen, aber schlussendlich sind wir
gut und pünktlich angekommen. Der Zug steht schon bereit, Ewalds leise Hoffnung auf einen bereits geöffneten Bahnhofsupermarkt lösen sich umgehend in Luft auf.
Die ÖBB gönnt uns offensichtlich eine Fahrt in einer der ältesten Zuggarnituren. Kein WLAN, keine Fußstütze, kein Platz für Reisegepäck. Zum Glück wenig Fahrgäste und wir können es uns gemütlich
machen. Ruhig gleitet der Zug durch die herrlich grüne Landschaft und pünktlich kommen wir in Leoben an. Hier ist unser 1. Umstieg. Super, wir brauchen den Bahnsteig gar nicht wechseln. Ewald sucht
den Wagenstandsanzeiger und ich sehe schon, da passt was nicht. Allgemein spüre ich aufkeimenden Unmut. Der Zug hat augenblicklich ca. 110 Min Verspätung, ein medizinischer Notfall wird als Grund
genannt. Kann man nichts machen. Es ist warm, der Bahnhof in Leoben ist sauber und beherbergt einen Supermarkt. Was wollen wir mehr. Wir füllen unsere Vorräte auf, machen eine technische Pause und
warten auf die Weiterfahrt. Witzig, wie verschieden die einzelnen Reisenden auf die Verspätung reagieren. Statt um 08:26 Uhr gehts voraussichtlich un 09:58 Uhr weiter.
Im Railjet ist es viel angenehmer, Zeit für Podcasts, Hörbuch und Musik, während die schöne Gegend an mir vorüberzieht.
Die Anzeigen am Monitor sind kryptisch und ungenau, aber tatsächlich haben wir etwas Verspätung aufgeholt. Super!
Wir kommen irgendwann nach 14 Uhr in Udine an und sehen gleich, es gibt weder Rolltreppe noch Lift am Bahnsteig. Während ich gleich mit dem Koffer über die alte Treppe stolpere, fragt Ewald
beim Zugführer nach dem Gleis Richtung Triest. Perfekt, wir sind schon richtig und ich schleppe mich wieder zurück und wir steigen in die wartende Bahn ein. Komisch, die Leute steigen ein und aus,
der Zugführer telefoniert und alles in allem kann ich eine hitzige Debatte in italienischer Sprache erleben. Ja, so muss Italien sein. Während ich mich noch leicht amüsiere, wird klar, dieser Zug
fällt aus und alle Passagiere müssen den Zug verlassen. Wird nicht so lange dauern, denke ich mir, aber falsch gedacht.
Irgendwann stehen wir fast alleine am Bahnsteig, eine junge Dame, die wir in diesem Kuddelmuddel kennengelernt haben, ist genauso planlos wie wir. Die elektronische Anzeige informiert, dass unser
Zug gecancelt ist, der nächste in ca. 45 Min abfährt. Genügend Zeit also, dass wir uns um unser leibliches Wohl kümmern. „Bitte bring uns einen kleinen Espresso“ richte ich meine Worte an Ewald, „
ich bleibe hier bei den Koffern.“ Nach wenigen Minuten taucht er auch schon mit 2 Pappbecher wieder auf. Unser erster italienischer Espresso in diesem Urlaub. Irgendwie hatte ich eine andere, eine
gemütlichere Vorstellung davon. Der Preis ist moderat, EUR 1,40 pro Becher.
Zur Toilette ist es eine kleine Weltreise, 1x runter, 1x rauf und dann ganz nach hinten. Sauber schaute es aus, und nachdem ich EUR 1,00 für die Benutzung bezahlt habe, kann ich mich von der
Sauberkeit überzeugen. Eine Italienerin sieht mich fragend an „pagare?“ „Si signora“ antworte ich, sie dreht dann um, will keine Münze von mir annehmen, schimpft leise und wir verlieren uns aus den
Augen.
Am Bahnsteig tut sich noch nichts. Es ist 14:45 Uhr, als 2 Bahnbedienstete geschäftig zum Fenster des Lokführers treten, aber da ist keiner und sie beginnen zu diskutieren, telefonieren,
beruhigen aufgebrachte potentielle Fahrgäste und nach wenigen Minuten wird der Zug weggefahren, ein anderer bereitgestellt und wir dürfen einsteigen. Leicht verspätet setzen wir unsere Fahrt um
15:14 Uhr zügig fort. Eine gute Stunde Zugfahrt liegt jetzt noch vor uns. Ich freue mich auf Beine hochlagern, Ristorante, mangare …
In Triest erwartet uns ein moderner Bahnhof, der allerdings zum Teil auch schon wieder eine Baustelle ist. Wie auf Bestellung steht ein weißes Taxi vor dem Bahnhof und es scheint auf uns zu warten. So ein witziges Kerlchen der Fahrer, schimpft über den Fahrstil der Italiener, schwärmt von Maria Theresia und Österreich generell und dann kommt er ganz plötzlich auf den Amoklauf in Graz zu sprechen, aber nur kurz bringt er das Thema auf den Punkt, eine furchtbare Tragödie, für die man keine Worte findet, und dann schwärmt er weiter von unserer ehemaligen Kaiserin.
Im familiengeführten Hotel Villa Bottacin werden wir in deutscher Sprache begrüßt, bekommen alles erklärt und auch unsere Fragen werden
schnell beantwortet.
Der Garten der Villa ist wirklich zauberhaft und wir machen kurz ein paar Fotos, bevor wir ins Zentrum spazieren. Mit einer Dose Cola versuche ich meine Lebensgeister zu wecken, dann kaufen wir ein
Bus-Tagesticket um EUR 3,35/Person und fahren an die Mole, zu Fuß ist es doch etwas weit und der Retourweg steil. Die Suche nach einem Restaurant ist gar nicht so leicht, dort gibts nur Getränke, da
nur Kleinigkeiten und manche Lokale öffnen erst am Abend. Eine kleine Pizzeria macht einen guten Eindruck, der Kellner ist bemüht und ich bekomme sogar eine Pizza ohne Käse. Grazie.
Ich bin sehr müde, als wir endlich im Hotelzimmer ankommen. Gute Nacht.
Herrlich! Schon lange habe ich nicht mehr so gut geschlafen wie heute und ich bin richtig glücklich drüber. Weniger glücklich macht mich die Tatsache, dass ich meine Euthyrox daheim in den
falschen Kulturbeutel gegeben habe. Langsam werden wir alt, verwirrt und vergesslich.
Auf der Terrasse ist für das Frühstück gedeckt, ich kann das schon vom Zimmer aus sehen und freue mich drauf. Alles, was mein Herz begehrt, ist da. Eine Standardauswahl wird automatisch an jeden
Tisch gebracht, dazu gehören eine kleine Platte mit Salami, Prosciutto, Schinken und Käse, ein Teller mit Gurken, Tomaten und Mozzarella, Gebäck, liebevoll geschnittener gemischter Obstsalat mit
Ananas, Erdbeeren, Melone, Heidelbeeren und auch Orangensaft. Bei den Getränken stehen natürlich Kaffee und Tee zur Auswahl, der Gast am Nachbartisch hat Prosecco geordert, also sehr individuell.
Cerealien, Butter, Marmelade, Nutella, Kuchen und süßes Gebäck stehen am kleinen Buffet zur Verfügung. Ich bestelle 2 Spiegeleier, die rasch und super zubereitet serviert werden. Wir haben einen
ausgezeichneten Eindruck von diesem kleinen Hotel.
Höchste Zeit, die Stadt weiter zu entdecken. Mit einem Bus der Linie 9 (an unserem Standort empfehlen sich Busse Linie Nr. 6 und Nr. 9 für Fahrten ins Zentrum) gelangen wir an unseren
gewünschten Ausgangspunkt für heute. Eine nette Italienerin sieht uns im Bus über die optimalste Ausstiegsstation diskutieren, gibt uns umgehend Tipps, macht Komplimente, das macht den Tag gleich
schöner.
Hurra, die Sonne lacht wieder vom Himmel und wir freuen uns auf einen weiteren schönen Tag in Triest.
Hundebesitzer brauchen wohl keinen Schlaf. Bis 1 Uhr früh hat sich das Paar unterhalten, hat Waldi bespaßt und mir damit den Schlaf geraubt. Ich bin nicht traurig, dass wir heute abreisen, genieße nochmals das liebevoll zubereitete Frühstück und dann dürfen wir auf das bestellte Taxi warten. Ciao Villa Bottacin, ciao Triest.
Nach dem Frühstück, das absolut meinen Vorstellungen entspricht, planen wir einen Erkundungsspaziergang rund um die Anlage. Wir schlendern der Küste entlang, erreichen den Strand Bagno Castelreggio in der Bucht von Sistiana. Das glasklare Wasser und eine Lufttemperatur von ca. 34 Grad im Schatten, noch dazu ein Sonntag, hat viele Menschen an den Kiesstrand gelockt. Ja, es ist ein malerischer Ort für Jung und Alt und scheinbar jedes Fleckchen ist belegt. In erster Linie liegen die Gäste auf Badtüchern direkt auf den sicherlich warmen oder vielleicht sogar heißen Kieselsteinen. Nein, das alles wäre nichts für mich, auch wenn die Wege einen sehr sauberen Eindruck machen, da möchte ich nicht sein müssen.
Besser gefällt es mir an der anschließenden Marina Sistiana, dem Yachthafen, der ganzjährig 400 Liegeplätze für Segelyachten bis zu 16 Meter bietet.
Ich tagträume mit Blick auf Fischerboote vor mich hin und dann höre ich Ewald sagen: „Das ist wahrscheinlich schon der Rilkeweg, der führt über ca. 2 km direkt zum Castello di Duino. Ich glaub, den gehe ich in den nächsten Tagen.“ Und da packt mich der Ehrgeiz, denn den ganzen Tag am Strand zu verbummeln, das ist sowie nicht meins und ich schlage vor, „wenn wir schon so weit sind, dann könnten wir doch gleich zum Schloss Duino gehen, was meinst?!“ Und schon ist es beschlossen und wir setzen unsere Kurzwanderung mit Meerblick fort. Warum heißt der Weg Rilkeweg? Weil lautmeinen späteren Recherchen der Dichter Rainer Maria Rilke in den Jahren 1911 und 1912 zu Gast im Castello di Duino war und in der Zeit seine Duineser Elegien geschrieben hat, wurde ihm zu Ehren dieser Küstenweg so benannt. Dass Rilke selbst dort entlanggegangen ist, ist sehr wahrscheinlich.
Die Küste im Bereich der Marina ist naturbelassen. Ich sehe eine felsige Steilküste mit vereinzelten Sandstränden, dahinter liegend ein Waldgebiet. Wo geht’s jetzt für uns weiter? Ewald fragt 2 „Agenti di polizia“ nach dem Weg. Einer von den beiden spricht deutsch und erklärt uns, dass wir schon zu weit gegangen sind. Also ca. 200 m retour, dann über eine Treppe durch den Wald in den kleinen Badeort Sistiana (ca. 2.600 Einwohner), dort der Straße entlang bis zur Information und dann erst beginnt der Rilkeweg.
Na gut, denke ich mir, dann machen wir das halt. Wo ist jetzt diese Treppe? Niemals hätten wir die ohne Hilfe gefunden. Hinweisschilder gibt’s hier auch keine. Einige Stufen sind kaputt, aber es geht ganz gut und schon stehen wir an einer Straße, die wir überqueren und weiteren Stufen und einem Waldweg folgen. Ich merke langsam, dass ich mir das etwas anderes vorgestellt haben. Wir erreichen eine Kirche, an der weitere Stufen nach oben führen und dann sind wir in Sistiana. Durst! So einfach ist das nicht, wir fragen uns durch und dann bekommen wir in einem Kaffeehaus 2 Flaschen Wasser zum Mitnehmen. „Wo ist jetzt die Information?“ frage ich Ewald und es ist mir klar, er kann das auch nicht wissen. Wir sind schon mindestens 3 km bergauf und in der Hitze unterwegs. Ein schweißtreibender Ausflug mit unpassendem Outfit. In der Info angekommen, rauben mir die dort angestellten Mitarbeiter die letzte Motivation, als sie weitere 45 Min. Gehzeit bis zum Schloss ankündigen. Der Ausblick auf die Marina ist herrlich, das gibt mir neue Energie und wir starten und sind endlich auf dem Rilkeweg, einem unbefestigten und sehr staubigen Weg und immer wieder mit größeren Steinen. Meinen Schuhen fehlt leider das Profil, das hier ganz gut gewesen wäre. Es macht mir keinen Spaß und dann sehe ich eine kleine Bank unter Bäumen, mit tollem Blick aufs Meer. Eine Einladung für mich!
„Jetzt mag ich endgültig nicht mehr!“ verkündige ich, „Hier bleibe ich jetzt, das Schloss ist mir egal, du kannst gerne bis zum Ende gehen. Ich warte auf dieser Bank bis 11:15 Uhr und dann gehe ich langsam retour.“ Ewald ist unschlüssig. Einerseits will er zum Schloss, andererseits will er mich auch nicht zurücklassen. Schließlich habe ich ihn überredet und er setzt die Wanderung fort. Währenddessen freue ich mich über die Aussicht und merke, irgendwas hat meinen Rücken beleidigt. Ich werde das sicher mit meinen Gymnastikübungen in Griff kriegen, denke ich, und beginne mich zu dehnen, dabei bewusst zu atmen, aber es wird nicht besser. Die kleine Holzbank hat keine Rückenlehne und ich finde in keiner Position Erleichterung. Die Wanderer, die an mir vorbeikommen, viele ähnlich geschafft wie ich, wenige fröhlich blickend, wundern sich sicher über mein Ächzen und meine Bewegungen. Sehe ich richtig? - kommt Ewald schon herbeigeeilt? Er war tatsächlich fast beim Schloss, aber die vielen wartenden Leute, die sich für den Aufstieg auf den Turm anstellen, haben ihn umkehren lassen. Ich weiß aber auch, dass er mich nicht so lange warten lassen wollte. Danke. Zügig gehen wir zurück ins Hotel und es ist klar, der Spaziergang hat sich anders entwickelt als gewollt. Strich drunter. Duschen, umziehen und ab zum Beachclub, dabei bewundern wir die Segelboote, Yachten und Motorboote in der Marina von Portopiccolo, gönnen uns einen kleinen Espresso, jetzt kann der angenehme Teil des Tages beginnen.
Für die Hotelgäste ist extra ein Abschnitt im Purobeach reserviert, hier gibt’s auch eine eigene Bar und einen Infinity-Pool. Auf den Sonnenliegen liegen bequeme Matratzen und ich komme mir fast etwas komisch vor mit meinem Donut, aber auch witzig. Wir finden einen schönen Platz am Sonnendeck, aber ich will ins Meer, will den Schwimmreifen ausprobieren. Herrlich. Ich lass mich treiben, aber die Wellen spülen mich immer wieder Richtung Ufer. Lange dauert unser Strandaufenthalt leider nicht. Für mich tut sich zu wenig und auch der Rücken wird nicht besser.
Ewald nutzt den Wellness-Bereich im Hotel, während ich im Zimmer rumtrödle, meine Turnübungen mache und über den Grund der Schmerzen nachdenke und plötzlich ist mir vollkommen klar, der Koffertransport über die steile Straße zum Hotel ist höchstwahrscheinlich der Verursacher.
Bald weiß ich nicht mehr, wie ich sitzen oder liegen soll und auch an Abendessen ist nicht zu denken. Wie ständige Messerstiche, so fühlen sich die Schmerzen an. Meine Schmerzgrenze ist üblicherweise recht hoch, aber heute muss ich wirklich sehr leiden, Ewald geht allein essen und vereinbart für mich einen Termin mit einer Heilmasseurin.
Leider steht sie erst am nächsten Tag um 12:30 Uhr zur Verfügung.
Eins, zwei, drei vier, schön in den Schmerz atmen, iiii – schon wieder ein Stich in den Rücken. Weiter bis vier oder fünf komme ich nicht bei meiner Zählung, aber auch so vergeht die Nacht, langsam, schmerzhaft, aber immerhin. Glücklicherweise habe ich meinen Luftrückenkissen dabei, das lässt mir zumindest für eine kurze Zeit die Möglichkeit zu frühstücken. Wir machen eine kleine Runde in der Anlage und ich freu mich, endlich ist die Zeit für meine Medical Massage gekommen. Natascha, so stellt sich die Masseurin bei mir vor, führt mich in einen abgedunkelten Raum. Meine Wäsche tausche ich gegen einen Einmalslip und dann beginnt Natascha ihre Arbeit, Ein schönes Gefühl, als würden ihren sanften Händen über meinen Körper tanzen. Es ist sehr angenehm und ich kann mir nur schwer vorstellen, dass das die Technik ist, die mir Linderung bringen kann. Nach 50 Min ist sie fertig, verordnet mir Ruhe im Wellness-Bereich und höchstens einen Kurzbesuch am Strand. Vielleicht die teuerste Heilmassage, die ich bisher genossen habe, aber es stellt sich spätestens am nächsten Tag heraus, dass sie nicht nur gutgetan, sondern auch geholfen hat. Super!
Heute ist es enorm windig, in der Nacht gab es ein Gewitter und die Sonnenschirme müssen geschlossen bleiben und in der prallen Sonne ist es viel zu heiß. Nein, heute ist kein Strandtag. Zum Glück gibt’s den Saunabereich im Hotel. Mir geht’s zunehmend besser, aber ich will heim, will Rotlicht, meinen Relaxstuhl und alles, womit ich normalerweise meine Schmerzen in Griff bekomme.
Doof, heute sind schon wieder Restaurants exklusiv für Hochzeitsgesellschaften geöffnet und wir beschließen, nochmals in die Trattoria zu gehen, dort hats uns gut geschmeckt und das Ambiente war sehr angenehm. Mit dem Rückenpolster unter dem Arm spazieren wir zum Lokal, es beginnt leicht zu regnen, wir haben Glück, bekommen den letzten, nicht reservierten, Tisch im Lokal. Leider ist die Stimmung hier heute gar nicht so locker, wir warten auch relativ lange auf die bestellten Speisen und ich bin froh, wieder ins Hotelzimmer zu kommen.
Die Rezeptionistin ist sehr verständnisvoll. Eine frühere Abreise ist kein Problem und sie gibt uns auch Tipps für die Rückreise, checkt sogar die Abfahrtszeiten der Bahn. Ich freu mich riesig auf daheim. Wir packen die Koffer und am Dienstag um 8:30 Uhr holt uns ein Taxi ab und so reisen wir 2 Tage früher ab als geplant.
Ist wohl typisch italienisch, dass das von uns bestellte Taxi nicht pünktlich vor der Tür steht. Ein Klischee?! Oder doch der Fehler des jungen Rezeptionisten, der uns die Information vorenthalten hat, dass der Fahrer in der Hotelgarage auf uns wartet.
Alles gut, ciao Portopiccolo! Von Monfalcone geht’s über Udine retour nach Linz. Aufgrund der verzögerten Übergabe an der Grenze hat sich eine Verspätung aufgebaut und wir finden eine Routenänderung sinnvoll. Statt über Wien zu fahren, entscheiden wir, in Leoben auszusteigen und den Zug nach Linz über Selzthal zu nehmen. Die Fahrt mit der ÖBB ist unspektakulär und angenehm. Mein Hörbuch unterhält mich fantastisch und wir sind am frühen Abend in Linz und stellen fest, Reisen mit der Bahn ist in jedem Fall eine Option. Danke.
Mein Rücken erholt sich langsam in den nächsten Tagen. Der Urlaub war durchwachsen, Triest war schön und interessant, das Hotel zauberhaft, aber leider nicht sehr zentral und der Weg dorthin sehr steil. Dass Triest keine typische Einkaufsstadt ist, hat uns nicht wirklich gestört. Unser Euro soll ohnehin lieber in Österreich bleiben. Portopiccolo war eine Erfahrung, aber nicht jeder Gast passt zu jedem Hotel, in jede Hotelanlage. Wir haben schöne Bilder gemacht, viele Eindrücke gesammelt und gespeichert und sind froh, dass wir überhaupt die Möglichkeit haben, wieder zu reisen, wieder neue Orte kennenzulernen, aber auch, dass wir schon so viele ferne Destinationen besucht haben und konzentrieren uns derzeit auf Europa. Österreich und Deutschland stehen heuer noch am Programm und bequeme Züge werden uns die Fahrten wieder angenehm gestalten. Wir freuen uns sehr drauf.
Dir wünsche ich einen schönen Sommer, irgendwo, wo du es gemütlich hast, eine Oase des Glücks und der Zufriedenheit.
Danke für dein Interesse und die Begleitung.
Bis bald, alles Gute
Eure Rena
Juni 2025